Das Mittelalter war eine Zeit, in der Recht und Ordnung auf drastische, oft bizarre Weise durchgesetzt wurden. Während der Adel oft glimpflich davonkam, mussten die einfachen Leute mit grausamen oder skurrilen Strafen rechnen – oft öffentlich, um andere abzuschrecken. Manche dieser Strafen erscheinen aus heutiger Sicht grausam und barbarisch, andere wirken fast wie absurde Theaterstücke.
Werfen wir einen Blick auf die skurrilsten und grausamsten Bestrafungen des Mittelalters – und darauf, was sie uns über diese faszinierende Epoche verraten.
1. Die Schandmaske: Bloßstellung auf die kreative Art 🎭
Die Schandmaske war eine Strafe, die weniger körperlichen Schmerz, aber maximale Demütigung verursachte. Die Masken bestanden aus Metall und hatten groteske, oft tierähnliche Formen. Sie sollten die Vergehen des Trägers symbolisieren, z. B.:
- Eine Schweinemaske für Betrunkene oder Gefräßige.
- Eine Zunge aus Eisen für Verleumder oder Klatschtanten.
Die Verurteilten mussten die Maske oft in der Öffentlichkeit tragen, während sie durch die Stadt geführt wurden.
2. Der Pranger: Das soziale Ausstellungsstück ⛓️
Eine der bekanntesten mittelalterlichen Strafen war der Pranger, eine Vorrichtung, bei der die Hände und der Kopf des Verurteilten durch Holzklammern fixiert wurden. Die Strafe hatte zwei Zwecke:
- Bloßstellung: Die Öffentlichkeit konnte den Delinquenten auslachen, verspotten oder sogar mit faulen Lebensmitteln bewerfen.
- Abschreckung: Jeder sah, was einem bei Fehlverhalten blühen konnte.
Die Dauer konnte von Stunden bis zu Tagen reichen, und in extremen Fällen war der Pranger so beschämend, dass die Betroffenen danach aus der Gemeinschaft ausgeschlossen wurden.
3. Das Kochen bei lebendigem Leib 🍲
Eine der grausamsten Strafen war das Kochen lebender Menschen, eine Methode, die vor allem für Giftmischer oder Attentäter reserviert war. Die Verurteilten wurden langsam in einen Kessel mit Wasser oder Öl gesetzt, das dann erhitzt wurde. Der grausame Effekt sollte besonders abschreckend wirken.
Berühmtes Beispiel: Der englische Koch Richard Roose wurde 1531 wegen einer Vergiftung zum Tode durch Kochen verurteilt.
4. Der Stuhl der Untreue 💔
In Fällen von Ehebruch oder moralischen Vergehen wurden Ehebrecherinnen oder „unzüchtige Frauen“ oft auf den sogenannten Schandstuhl gesetzt.
- Dieser Stuhl wurde in der Öffentlichkeit aufgestellt, oft auf einem Markt oder vor einer Kirche.
- Die Frau musste stundenlang sitzen, während sie von der Menge verhöhnt wurde.
Einige Versionen dieses Stuhls waren mit Nägeln oder scharfen Kanten ausgestattet, um die Strafe noch schmerzhafter zu machen.
5. Der Rattenkäfig 🐀
Die Kreativität der mittelalterlichen Henker kannte keine Grenzen. Eine besonders grausame Methode war der Rattenkäfig:
- Eine Ratte wurde in einen Metallkäfig auf den Bauch des Verurteilten gesetzt.
- Durch Erhitzen des Käfigs wurde die Ratte gezwungen, einen Fluchtweg zu suchen – oft durch den Körper des Opfers.
Diese Strafe war vor allem im Spätmittelalter bekannt und wurde für Verräter oder Mörder angewandt.
6. Der Hexenstuhl: Der Albtraum der Frauen 🪑
Im Zuge der Hexenverfolgung wurden Frauen oft grausamen Tests unterzogen. Ein Beispiel war der Hexenstuhl, auf dem Verdächtige gefesselt und unter Wasser getaucht wurden:
- Überleben: Bedeutete, dass die Frau eine Hexe war, da „der Teufel sie geschützt hatte“.
- Ertrinken: Wurde als Beweis für ihre Unschuld angesehen – leider posthum.
Dieser absurde Test führte fast immer zum Tod, egal wie die Angeklagte abschnitt.
7. Die Gabel des Ketzers 🛠️
Die Ketzer-Gabel war eine grausame Strafe, die vor allem von der Inquisition verwendet wurde. Dabei handelte es sich um eine eiserne Gabel mit zwei spitzen Enden, die unter das Kinn und an den Brustkorb gelegt wurde. Jede Bewegung verursachte Schmerzen, und die Person wurde daran gehindert, den Kopf zu senken oder zu sprechen.
8. Die Bestrafung durch Tiere 🐗
Im Mittelalter wurden auch Tiere für Strafen eingesetzt. Beliebte Methoden waren:
- Wildschweine: Die Verurteilten wurden in ein Gehege mit ausgehungerten Tieren geworfen.
- Eselreiten: „Unzüchtige“ Frauen oder Männer wurden rückwärts auf einem Esel durch die Stadt geführt – eine Form der Demütigung, die oft von Gelächter begleitet wurde.
9. Der eiserne Käfig: Sterben unter den Augen der Welt 🔒
Ein weiteres Beispiel für grausame Strafen war der eiserne Käfig, in dem Verurteilte eingesperrt und aufgehängt wurden, oft auf Marktplätzen oder an Burgtürmen. Dort mussten sie verhungern oder verdursten, während die Öffentlichkeit zusah.
Warum waren die Strafen so grausam?
Mittelalterliche Strafen hatten oft eine doppelte Funktion:
- Vergeltung: Die Strafe sollte dem Verbrechen entsprechen – oft buchstäblich „Auge um Auge, Zahn um Zahn“.
- Abschreckung: Öffentliches Leid sollte andere davon abhalten, ähnliche Vergehen zu begehen.
Die Kirche spielte ebenfalls eine große Rolle, insbesondere bei moralischen Vergehen und Ketzerei. Die Kombination aus Glauben, Aberglaube und Macht führte oft zu besonders brutalen Urteilen.
Skurril oder grausam? Eine Mischung aus beidem
Das Mittelalter war geprägt von einem tiefen Sinn für Gerechtigkeit, der oft mit Grausamkeit und Theatralik einherging. Während einige Strafen uns heute absurd erscheinen, waren sie damals Ausdruck der Werte und Ängste einer Gesellschaft, die hart und unbarmherzig war.
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