Warum ist die Sphinx von Gizeh so stark beschädigt?

Die Große Sphinx von Gizeh, eines der ikonischsten Monumente der Welt, zieht seit Jahrtausenden Bewunderer und Forscher an. Doch ebenso beeindruckend wie ihre Größe und Bedeutung ist der Zustand des Bauwerks: Die Sphinx ist stark beschädigt, und viele ihrer Details, insbesondere ihre Nase und ihr Bart, fehlen.

Die Gründe für diesen Zustand sind vielfältig und umfassen natürliche Erosion, menschliche Eingriffe und den Lauf der Zeit. In diesem Artikel beleuchten wir, warum die Sphinx so stark beschädigt ist und welche Geschichten hinter ihrer heutigen Erscheinung stecken.


🌟 Die Sphinx: Ein Meisterwerk der Antike

Die Sphinx, die neben den Pyramiden von Gizeh steht, wurde vermutlich während der Herrschaft des Pharaos Chephren (ca. 2558–2532 v. Chr.) der 4. Dynastie erbaut. Sie stellt einen liegenden Löwen mit einem menschlichen Kopf dar und symbolisiert Macht, Schutz und göttliche Weisheit.

Die Sphinx wurde direkt aus dem Kalkstein des Gizeh-Plateaus gehauen. Ihre monumentale Größe – etwa 73 Meter lang und 20 Meter hoch – machte sie zu einem der größten Monolithen der Welt. Doch obwohl die Sphinx ein Zeugnis der antiken Ingenieurskunst ist, war sie von Anfang an anfällig für Schäden.


🌬️ Natürliche Ursachen für die Beschädigungen

1. Erosion durch Wind und Sand

Das Gizeh-Plateau liegt in einer wüstenartigen Umgebung, wo ständige Winde feine Sandpartikel über die Oberfläche der Sphinx wehen. Diese Sandstrahlung hat über Jahrtausende hinweg die Oberfläche des Kalksteins stark abgetragen.

Besonders der untere Teil der Sphinx war von Sand bedeckt und wurde somit besser geschützt, während der obere Teil – Kopf und Hals – den Witterungseinflüssen stärker ausgesetzt war. Dies erklärt, warum der Kopf im Verhältnis zum Körper besser erhalten ist, obwohl er kleiner erscheint.

2. Wasserschäden

Einige Geologen vermuten, dass die Sphinx auch durch Wassererosion beschädigt wurde. Sie argumentieren, dass das Plateau in einer früheren Periode stärkeren Regenfällen ausgesetzt war, die vertikale Erosionsspuren an der Sphinx hinterließen. Dies ist jedoch umstritten, da diese These eine weitaus ältere Entstehungszeit der Sphinx implizieren würde.


🛠️ Menschliche Eingriffe und Zerstörungen

1. Verlust der Nase

Eines der auffälligsten Merkmale der beschädigten Sphinx ist das Fehlen ihrer Nase. Oft wird behauptet, dass Napoleons Truppen während ihrer Ägyptischen Expedition (1798–1801) die Nase abgeschossen hätten. Doch dies ist ein Mythos. Zeichnungen und Berichte aus dem 18. Jahrhundert, noch vor Napoleons Ankunft, zeigen die Sphinx bereits ohne Nase.

Historische Hinweise deuten darauf hin, dass die Nase im 14. Jahrhundert n. Chr. von einem religiösen Eiferer namens Muhammad Sa’im al-Dahr entfernt wurde. Er soll die Sphinx als heidnisches Symbol gesehen und ihre Nase zerstört haben, um den Götzendienst zu unterbinden. Dies ist durch zeitgenössische Berichte und archäologische Untersuchungen gestützt.

2. Verlust des Bartes

Die Sphinx trug einst einen Zeremonialbart, wie Fragmente, die bei Ausgrabungen gefunden wurden, belegen. Dieser Bart war jedoch kein ursprünglicher Bestandteil der Statue, sondern wurde wahrscheinlich später während der Neuen Dynastie hinzugefügt. Die Fragmente des Bartes befinden sich heute im British Museum und im Ägyptischen Museum in Kairo.

Der Bart brach möglicherweise aufgrund natürlicher Erosion oder menschlicher Eingriffe ab.

3. Verwendung als Steinbruch

Im Mittelalter und möglicherweise auch schon in der Antike wurde das Gizeh-Plateau als Steinbruch genutzt. Es ist möglich, dass Teile der Sphinx oder ihres Umfelds für Baumaterial abgetragen wurden.


🛡️ Rettungsmaßnahmen und Restaurierungen

Die Sphinx wurde im Laufe der Jahrhunderte immer wieder freigelegt und restauriert. Bereits während des Neuen Reiches (ca. 1550–1070 v. Chr.) ließ Pharao Thutmosis IV. die Sphinx aus dem Wüstensand ausgraben. Er errichtete eine Stele – die sogenannte Traumstele – zwischen den Pfoten der Sphinx, die beschreibt, wie er die Statue nach einer göttlichen Vision restaurieren ließ.

In der Neuzeit begannen systematische Restaurierungsarbeiten im 20. Jahrhundert. Dabei wurden Teile des Körpers mit neuen Kalksteinblöcken verstärkt, um die weitere Erosion zu verhindern. Trotzdem bleibt der Erhalt der Sphinx eine Herausforderung, da das poröse Gestein weiterhin anfällig für Verwitterung ist.


🌍 Ein Symbol für Ewigkeit und Wandel

Die Schäden an der Sphinx erzählen eine Geschichte von Zeit, Natur und menschlichem Eingreifen. Trotz ihrer Witterungsspuren und Verluste bleibt sie ein beeindruckendes Zeugnis antiker Kunst und ein Symbol für die Macht und das Vermächtnis des Alten Ägyptens.

Die Sphinx fasziniert weiterhin Millionen von Menschen weltweit und stellt Archäologen und Historiker immer noch vor Rätsel. Ihre Beschädigungen sind nicht nur ein Zeichen des Verfalls, sondern auch ein Spiegel ihrer langen und wechselvollen Geschichte.

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