Die Tempel von Abu Simbel, majestätisch am Ufer des Nils gelegen, gehören zu den beeindruckendsten Monumenten der antiken Welt. Doch in den 1960er Jahren waren diese faszinierenden Bauwerke, die während der Herrschaft von Pharao Ramses II. (ca. 1279–1213 v. Chr.) errichtet wurden, durch den Bau des Assuan-Staudamms in akuter Gefahr, in den Fluten des entstehenden Nasser-Sees zu versinken.
Dank eines gewaltigen internationalen Rettungsprojekts, das von der UNESCO koordiniert wurde, konnten die Tempel gerettet werden. Sie wurden in einer beispiellosen technischen Meisterleistung Stein für Stein abgetragen und an einem sicheren Ort wieder aufgebaut.
🌟 Die Gefahr durch den Assuan-Staudamm
Der Assuan-Staudamm, eines der größten Infrastrukturprojekte des 20. Jahrhunderts, wurde in den 1960er Jahren errichtet, um Ägyptens Energieversorgung zu sichern und die Bewässerung zu verbessern. Durch den Bau des Staudamms entstand der riesige Nasser-See, ein künstlicher Stausee, der die Überschwemmungsgebiete des Nils kontrollieren sollte.
Doch das Vorhaben bedrohte zahlreiche archäologische Stätten im Süden Ägyptens und im heutigen Sudan. Besonders gefährdet waren die Felsentempel von Abu Simbel, die knapp 3000 Jahre alt waren und für ihre monumentalen Statuen von Ramses II. bekannt sind. Diese Tempel waren ein unschätzbares kulturelles Erbe und drohten, für immer verloren zu gehen.
🛠️ Die Rettung der Tempel von Abu Simbel
Angesichts der drohenden Zerstörung wandte sich die ägyptische Regierung an die UNESCO. Die Organisation startete 1960 eine internationale Rettungskampagne, die mehr als 50 Länder unterstützten.
1. Planung und Herausforderungen
Die Rettung der Tempel stellte eine enorme technische Herausforderung dar:
- Die Tempel waren vollständig aus dem Felsen gehauen, und ihre gigantischen Statuen und Innenräume mussten unversehrt erhalten bleiben.
- Ein neues Areal musste gefunden werden, das den Tempeln eine ähnliche Umgebung und Ausrichtung bieten konnte, um ihre astronomische und symbolische Bedeutung zu bewahren.
2. Die Umsetzung: Zerlegung und Wiederaufbau
Die Rettungsaktion dauerte von 1964 bis 1968 und war eine der größten archäologischen Ingenieurleistungen der Geschichte:
- Zerlegung der Tempel: Die beiden Tempel wurden in über 1000 Blöcke zerlegt, von denen jeder zwischen 20 und 30 Tonnen wog. Die Blöcke wurden sorgfältig nummeriert, um eine präzise Rekonstruktion zu gewährleisten.
- Transport: Die Blöcke wurden auf einen 65 Meter höher gelegenen Standort nahe der ursprünglichen Position transportiert.
- Wiederaufbau: Die Tempel wurden an ihrem neuen Standort exakt nachgebaut, einschließlich der Felsstruktur, in die sie ursprünglich gehauen waren.
3. Erhalt der Ausrichtung
Ein zentrales Anliegen war die astronomische Ausrichtung des großen Tempels von Ramses II. Zwei Mal im Jahr, zum 22. Februar und 22. Oktober, fällt das Sonnenlicht in den Innenraum des Tempels und erleuchtet die Statuen des Königs und der Götter. Dieses Phänomen wurde auch am neuen Standort präzise rekonstruiert.
🌍 Die Bedeutung der Rettungsaktion
Die Rettung der Tempel von Abu Simbel war nicht nur eine technische Meisterleistung, sondern auch ein Meilenstein für den internationalen Kulturerbe-Schutz. Sie:
- Inspirierte den Schutz des Weltkulturerbes: Die Aktion trug dazu bei, die UNESCO-Welterbeliste ins Leben zu rufen, um gefährdete Kulturstätten weltweit zu bewahren.
- Sicherte ein Symbol ägyptischer Identität: Abu Simbel ist ein Wahrzeichen des Alten Ägyptens und ein Symbol nationalen Stolzes.
- Förderte die internationale Zusammenarbeit: Über 50 Länder beteiligten sich finanziell und technisch an dem Projekt, ein Beispiel für globale Solidarität.
🏛️ Die Tempel heute
Die Tempel von Abu Simbel gehören heute zu den bekanntesten Touristenattraktionen Ägyptens. Sie bestehen aus:
1. Großer Tempel von Ramses II.
- Gewidmet Ramses II. und den Göttern Amun-Re, Re-Harachte und Ptah.
- Vier gigantische Sitzstatuen des Pharaos dominieren die Fassade.
- Im Inneren befinden sich reich verzierte Reliefs, die Ramses‘ Siege und seine Verehrung der Götter darstellen.
2. Kleiner Tempel von Nefertari
- Gewidmet der Göttin Hathor und der Gemahlin Ramses‘, Königin Nefertari.
- Die Fassade zeigt sechs kolossale Statuen: vier von Ramses und zwei von Nefertari.
🌟 Ein Erbe für die Ewigkeit
Die Rettung der Tempel von Abu Simbel ist ein Beweis dafür, wie menschliche Ingenieurskunst und internationale Zusammenarbeit das kulturelle Erbe der Menschheit bewahren können. Heute erinnern die Tempel nicht nur an die Pracht des Alten Ägyptens, sondern auch an die kollektiven Anstrengungen, die nötig waren, um sie für zukünftige Generationen zu erhalten.
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