Die Eroberung Syriens durch das neuassyrische Reich (ca. 911–609 v. Chr.) war ein zentraler Bestandteil seiner Expansion und der Etablierung seiner Hegemonie im Nahen Osten. Diese Kampagne erstreckte sich über mehrere Jahrhunderte und umfasste militärische Feldzüge, diplomatische Intrigen, Belagerungen und die Integration der eroberten Gebiete in die assyrische Verwaltungsstruktur.
🌍 Warum war Syrien für Assyrien so wichtig?
Syrien hatte eine strategische Bedeutung für das neuassyrische Reich:
- Geographische Lage: Syrien verband Mesopotamien mit der Levante, Anatolien und Ägypten und war somit ein Schlüsselgebiet für Handel und militärische Kontrolle.
- Reiche Ressourcen: Die Region bot Zugang zu Zedernholz, Metallen und landwirtschaftlichen Produkten.
- Kontrolle der Handelsrouten: Syrien war ein Knotenpunkt wichtiger Handelswege, insbesondere der Nord-Süd-Achse entlang des Euphrats und der Ost-West-Routen zur Mittelmeerküste.
🛡️ Die Phasen der assyrischen Eroberung
Die Eroberung Syriens erfolgte schrittweise über mehrere Jahrhunderte, wobei die Assyrer ihre militärische und diplomatische Strategie immer weiter verfeinerten.
1. Frühe Expansion (10.–9. Jahrhundert v. Chr.)
Unter den ersten Königen des neuassyrischen Reiches begann die Expansion nach Westen.
- Assurnasirpal II. (883–859 v. Chr.): Er führte erste Feldzüge in den Westen und zwang viele syrische Stadtstaaten, Tribute zu zahlen. Seine militärische Gewalt und Brutalität wurden in königlichen Inschriften detailliert beschrieben.
- Shalmaneser III. (858–824 v. Chr.):
- Schlacht von Qarqar (853 v. Chr.): Shalmaneser III. kämpfte gegen eine Koalition syrischer Stadtstaaten, angeführt von Aram-Damaskus. Obwohl die Schlacht unentschieden endete, legte sie den Grundstein für die spätere assyrische Dominanz.
- Syrische Städte wie Arpad und Aleppo wurden gezwungen, Tribute zu leisten, blieben aber politisch unabhängig.
2. Systematische Eroberung (8. Jahrhundert v. Chr.)
Die entscheidende Phase der assyrischen Eroberung begann mit Tiglat-Pileser III. (745–727 v. Chr.), einem der fähigsten Herrscher Assyriens.
- Reformen und Strategien:
- Tiglat-Pileser III. reformierte das Militär, um es effizienter und schlagkräftiger zu machen.
- Er führte eine Provinzverwaltung ein, um eroberte Gebiete direkt zu kontrollieren.
- Feldzüge in Syrien:
- Arpad (740 v. Chr.): Nach einer dreijährigen Belagerung wurde Arpad eingenommen und zerstört. Es wurde zu einer assyrischen Provinz gemacht.
- Damaskus (732 v. Chr.): Die Hauptstadt von Aram-Damaskus wurde belagert und erobert, wodurch das mächtigste aramäische Königreich endete.
- Tributpflicht: Städte, die sich nicht offen widersetzten, wie Hamath, wurden gezwungen, hohe Tribute zu zahlen, um ihre relative Autonomie zu bewahren.
3. Unterwerfung und Integration (7. Jahrhundert v. Chr.)
Nachdem die großen Widerstandszentren wie Aram-Damaskus gefallen waren, richtete sich Assyriens Aufmerksamkeit auf die vollständige Integration Syriens.
- Sargon II. (722–705 v. Chr.):
- Er führte Feldzüge gegen rebellische Städte wie Hamath (720 v. Chr.), die nach einer Rebellion vollständig zerstört wurden.
- Sargon II. baute neue Festungen und Städte, um die Kontrolle über Syrien zu sichern.
- Esarhaddon und Assurbanipal:
- Diese Könige nutzten die Provinzstruktur, um Syrien fest in das assyrische Reich einzugliedern.
- Syrien wurde ein wichtiges wirtschaftliches und administratives Zentrum im Reich.
🛕 Strategien der assyrischen Eroberung
Militärische Überlegenheit:
- Belagerungstechniken: Die Assyrer waren Meister der Belagerungskunst. Sie verwendeten Belagerungstürme, Rammböcke und untergruben Festungsmauern, um Städte wie Damaskus und Arpad einzunehmen.
- Schocktaktiken: Die Assyrer setzten auf extreme Gewalt, um Angst zu verbreiten. Inschriften beschreiben Enthauptungen, Verstümmelungen und Deportationen.
Politische Taktiken:
- Tributpflicht: Städte, die sich unterwarfen, konnten Tribut zahlen, um Zerstörungen zu vermeiden.
- Deportationen: Eroberte Bevölkerungen wurden systematisch umgesiedelt, um Widerstand zu brechen und loyale Siedlungen zu schaffen.
🌌 Die Auswirkungen der assyrischen Herrschaft auf Syrien
Die Eroberung hatte tiefgreifende politische, wirtschaftliche und kulturelle Folgen für Syrien.
Politische Integration:
- Syrien wurde in assyrische Provinzen aufgeteilt, mit Statthaltern, die direkt aus Assyrien eingesetzt wurden.
- Rebellische Städte wie Hamath und Arpad wurden zerstört, während loyale Städte wie Aleppo bevorzugt wurden.
Wirtschaftliche Veränderungen:
- Syrien wurde ein wichtiger Rohstofflieferant für Assyrien, insbesondere für Holz, Metalle und landwirtschaftliche Produkte.
- Die Kontrolle der Handelsrouten brachte Assyrien enorme wirtschaftliche Vorteile.
Kultureller Einfluss:
- Aramäisch wurde trotz der politischen Eroberung zur Lingua Franca im gesamten assyrischen Reich.
- Assyrische Architektur und Kunst beeinflussten die Städte Syriens, während syrische religiöse Kulte in Assyrien übernommen wurden.
🌀 Fazit: Ein komplexer Eroberungsprozess
Die Eroberung Syriens durch das neuassyrische Reich war ein schrittweiser Prozess, der auf militärischer Überlegenheit, strategischer Planung und politischer Integration beruhte. Während die politischen Strukturen der aramäischen Königreiche zerstört wurden, überlebten ihre kulturellen Errungenschaften und hinterließen ein nachhaltiges Erbe im Nahen Osten.
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