🏺 Die Königreiche von Hamath und Arpad: Vergessene Mächte Syriens

In der Zeit der Eisenzeitkönigreiche (ca. 1200–600 v. Chr.) gehörten Hamath und Arpad zu den wichtigsten politischen und kulturellen Zentren im antiken Syrien. Diese beiden Königreiche, die heute oft im Schatten bekannterer Mächte wie Damaskus oder Assyrien stehen, spielten eine zentrale Rolle in der Geschichte der Region. Sie waren nicht nur wirtschaftliche und militärische Akteure, sondern auch kulturelle Knotenpunkte, die das Vermächtnis der bronzezeitlichen Stadtstaaten fortführten.


🌍 Hamath: Ein Königreich am Orontes

Hamath (heute Hama) lag strategisch günstig am Fluss Orontes, einer der wichtigsten Wasserstraßen Syriens. Die Stadt war ein Zentrum für Landwirtschaft, Handel und Kultur.

Die Ursprünge von Hamath:

  • Bronzezeitliche Wurzeln: Hamath war bereits in der Bronzezeit ein bedeutender Stadtstaat. Archäologische Funde zeigen, dass die Stadt enge Verbindungen zu benachbarten Reichen wie Ugarit und Qatna hatte.
  • Aramäisches Zentrum: Mit dem Aufstieg der Aramäer in der Eisenzeit wurde Hamath zu einem ihrer Hauptzentren. Es entwickelte sich zu einem eigenständigen Königreich, das eine Schlüsselrolle in der Region spielte.

Politische und wirtschaftliche Bedeutung:

  • Handelsdrehscheibe: Die Lage am Orontes machte Hamath zu einem wichtigen Knotenpunkt für den Handel zwischen Mesopotamien, Anatolien und der Levante.
  • Tribut und Allianzen: Hamath war bekannt dafür, geschickte Allianzen zu schmieden, um sich gegen mächtige Feinde wie Assyrien und Aram-Damaskus zu behaupten.

🛕 Arpad: Eine Festung im Norden Syriens

Arpad (heute Tell Rifaat, nördlich von Aleppo) war ein weiteres bedeutendes Königreich im antiken Syrien. Es lag strategisch günstig an den Verbindungsrouten zwischen Mesopotamien, Anatolien und der Levante.

Die Ursprünge von Arpad:

  • Ein wichtiger Stadtstaat: Bereits in der späten Bronzezeit war Arpad ein regionales Zentrum. In der Eisenzeit wurde es zu einem eigenständigen Königreich.
  • Militärische Stärke: Arpad war bekannt für seine stark befestigte Hauptstadt und seine Widerstandsfähigkeit gegenüber feindlichen Angriffen.

Politische Rolle:

  • Bündnisse und Konflikte: Arpad spielte eine zentrale Rolle in den Machtkämpfen zwischen Assyrien und den lokalen aramäischen Königreichen. Es war oft gezwungen, Tribute an mächtigere Nachbarn zu leisten, schaffte es aber auch, zeitweise eine gewisse Unabhängigkeit zu bewahren.

⚔️ Hamath und Arpad im Schatten Assyriens

Der Aufstieg des neuassyrischen Reiches im 9. und 8. Jahrhundert v. Chr. setzte die Königreiche von Hamath und Arpad unter erheblichen Druck. Beide Reiche standen an der Grenze des assyrischen Einflussbereichs und wurden zu Schauplätzen intensiver Konflikte.

Der Fall von Arpad:

  • Eroberung durch Assyrien: Nach mehreren Jahren des Widerstands wurde Arpad 740 v. Chr. von Tiglat-Pileser III., einem der mächtigsten assyrischen Könige, erobert. Die Stadt wurde vollständig zerstört, und das Königreich wurde in das assyrische Reich eingegliedert.
  • Assyrische Verwaltung: Nach der Eroberung wurde Arpad zu einem Verwaltungszentrum innerhalb der assyrischen Provinzstruktur.

Der Niedergang von Hamath:

  • Rebellion und Unterwerfung: Hamath rebellierte wiederholt gegen die assyrische Herrschaft, insbesondere unter König Jau-bi’di, der 720 v. Chr. einen Aufstand anführte. Die Rebellion wurde niedergeschlagen, und die Stadt wurde schwer zerstört.
  • Integration ins Assyrische Reich: Nach dem Fall wurde Hamath Teil der assyrischen Provinzstruktur, behielt jedoch eine gewisse lokale Bedeutung.

🌌 Kulturelles Erbe der Königreiche

Trotz ihres Niedergangs hinterließen Hamath und Arpad ein bedeutendes kulturelles Erbe, das bis heute nachwirkt.

Schrift und Sprache:

  • Beide Königreiche nutzten die aramäische Sprache und Schrift, die sich in der Region verbreitete und später zur Lingua Franca des Nahen Ostens wurde.
  • In Hamath wurden Inschriften in Hieroglyphen-Luwisch gefunden, die auf die Verbindungen zur bronzezeitlichen Kultur hinweisen.

Kunst und Architektur:

  • Paläste und Tempel: Die archäologischen Überreste zeigen beeindruckende Paläste und Tempel, die den kulturellen Reichtum der Städte widerspiegeln.
  • Skulpturen und Stelen: Hamath und Arpad waren bekannt für ihre kunstvollen Stelen, die Götter und Könige darstellten.

🌀 Fazit: Vergessene Mächte Syriens

Die Königreiche von Hamath und Arpad waren zentrale Akteure in der politischen und kulturellen Landschaft Syriens während der Eisenzeit. Trotz ihres Untergangs durch die Expansion Assyriens bleiben sie wichtige Zeugnisse der Widerstandsfähigkeit und des kulturellen Reichtums des antiken Syrien. Ihre Geschichte zeigt, wie kleinere Mächte in einer Ära großer Reiche über Jahrhunderte hinweg Bedeutung und Einfluss bewahren konnten.

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