☀️ Kokovorismus: Die bizarre Kokosnuss-Kolonie im Südpazifik 🌴Wie ein deutscher Nudist im Kaiserreich versuchte, das Paradies mit Kokosnüssen und Sonnenanbetung zu erschaffen – und daran zerbrach.


🧠 Der Traum vom natürlichen Leben – und eine radikale Idee

Stellt euch vor: Es ist das Jahr 1902. Während in Europa Maschinen dampfen, Fabriken brummen und die Städte im Smog versinken, träumt ein junger Mann von Reinheit, Natur und der Sonne. Sein Name: August Engelhardt. Seine Idee: ein Leben nur mit Kokosnüssen – nackt, frei und fernab jeder Zivilisation.

Engelhardt war kein Spinner im klassischen Sinne. Er war Teil der aufkommenden Lebensreformbewegung – einer Strömung, die industrielle Moderne ablehnte und zu einem natürlichen, vegetarischen und spirituellen Leben zurückkehren wollte. Doch er ging einen Schritt weiter. Er glaubte, die Kokosnuss sei die Krone der Schöpfung – ein göttliches Lebensmittel, das dem Menschen alles geben könne, was er braucht.

Seine Philosophie nannte er Kokovorismus – eine Mischung aus Ernährungslehre, Sonnenkult und spiritueller Askese.


🌴 Eine Insel, ein Kult – und der Sonnenorden

1902 kaufte Engelhardt ein Stück Land auf der abgelegenen Insel Kabakon, in der damaligen deutschen Kolonie Neuguinea. Hier wollte er eine Utopie gründen, frei von Kleidung, Zwängen und Industrie – basierend auf Sonnenlicht und Kokosnüssen. Seine Bewegung nannte sich der Sonnenorden – Aequatoriale Siedlungsgemeinschaft.

Er lebte nackt, aß ausschließlich Kokosnüsse, verehrte die Sonne – und wartete auf Gleichgesinnte. Und tatsächlich: Einige wenige Anhänger kamen. Intellektuelle, Aussteiger, Träumer. Doch das Experiment entglitt bald.


⚠️ Vom Traum zur Dystopie

Die Kokosnuss allein reichte nicht. Was Engelhardt ignorierte: Der Mensch braucht mehr als Fett und Zucker. Mangelerscheinungen, Schwächeanfälle, Krankheiten – viele seiner Mitstreiter wurden krank oder starben. Engelhardt selbst magerte immer weiter ab, erlitt Fieberschübe und Wahnvorstellungen.

Kabakon, das tropische Paradies, wurde zur Hölle aus Mangelernährung, Isolation und Krankheit. Die Gemeinschaft zerbrach, der Traum vom Kokovorismus endete in Verzweiflung.

Engelhardt überlebte – irgendwie. Aber seine letzten Jahre verbrachte er verwahrlost und geistig verwirrt in einer kleinen Hütte auf Kabakon. Er starb 1919, einsam und entkräftet.


🔍 Was bleibt vom Kokovorismus?

Klingt bizarr? Ist es auch. Doch Engelhardts Geschichte ist mehr als eine Anekdote aus der Abteilung „Skurrile Sekten“.

Sie zeigt, wie tief die Sehnsucht nach einem anderen Leben im Menschen verankert ist – gerade in Zeiten des Umbruchs. Der Kokovorismus war ein radikaler Protest gegen die Moderne, gegen Entfremdung und Umweltzerstörung. Engelhardt sah in der Kokosnuss nicht nur Nahrung, sondern Erlösung. Seine Vision scheiterte – aber sie wirft ein grelles Licht auf die Abgründe und Möglichkeiten menschlicher Utopien.

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