Wenn ihr an antike Großmächte denkt, kommen euch wahrscheinlich Rom, Persien oder China in den Sinn. Doch tief im heutigen Äthiopien und Eritrea herrschte einst ein Imperium, das mit diesen Giganten auf Augenhöhe stand – und doch kaum jemand kennt: Das Königreich Aksum. Zwischen dem 1. und 7. Jahrhundert n. Chr. war Aksum eines der mächtigsten Reiche der damaligen Welt – mit einer Schrift, Monumenten und Handelsrouten, die bis nach Indien und Byzanz reichten.
🏔️ Die Wiege eines Imperiums: Wo Aksum entstand
Aksum entwickelte sich aus lokalen Kulturen Nordäthiopiens und profitierte von seiner strategischen Lage:
- nahe dem Roten Meer
- an der Kreuzung antiker Handelswege
- mit Zugang zu Gold, Elfenbein und Weihrauch
Bereits im 1. Jahrhundert n. Chr. galt Aksum als bedeutender Handelsstaat. In der antiken Seefahrerschrift Periplus Maris Erythraei wird es als „Aksumon“ erwähnt – ein Zentrum für den Austausch von Luxusgütern.
💰 Aksum: Handelsmacht mit eigener Währung
Was Aksum besonders macht: Es war eines der ersten Reiche Afrikas mit einer eigenen Münzprägung. Die aksumitischen Münzen – aus Gold, Silber und Bronze – zeigten Könige mit Diademen, Kreuzen und heiligen Symbolen. Sie zeugen nicht nur von wirtschaftlicher Stärke, sondern auch von diplomatischer Reichweite.
Aksums Kaufleute handelten mit:
- Rom und Byzanz (über Alexandria)
- Persien
- Indien
- sogar mit Sri Lanka und dem Fernen Osten
⛪ Das erste christliche Reich Afrikas
Ein Wendepunkt in Aksums Geschichte kam im 4. Jahrhundert unter König Ezana, einem der bekanntesten Herrscher des Reiches. Er war der erste afrikanische König, der das Christentum annahm – noch vor dem römischen Kaiser Theodosius!
Die Christianisierung erfolgte unter dem Einfluss des syrischen Missionars Frumentius, der später zum ersten Bischof von Aksum ernannt wurde. Damit wurde Äthiopien zu einem der ältesten christlichen Länder der Welt – eine Tradition, die bis heute lebendig ist.
🗿 Monumente von Aksum: Die rätselhaften Stelen
Ein faszinierendes Erbe Aksums sind die riesigen Granitstelen, die bis zu 33 Meter hoch waren. Diese Monolithe dienten wahrscheinlich als Grabmäler für Könige und symbolisieren die technologische Raffinesse des Reiches. Noch heute ragen sie in der antiken Stadt Aksum in den Himmel.
Zudem wird Aksum von vielen als der mythische Aufbewahrungsort der Bundeslade angesehen – die Church of Our Lady Mary of Zion soll sie beherbergen. Der Zugang ist jedoch nur einem einzigen Mönch gestattet.
⚔️ Aufstieg und Fall: Was wurde aus Aksum?
Im 6. Jahrhundert führte Aksum sogar eine militärische Expedition nach Arabien, eroberte das Reich von Himyar (im heutigen Jemen) und installierte einen Vasallenkönig – ein Zeichen seiner überregionalen Macht. Doch Umweltveränderungen, der Aufstieg des Islam und der Verlust von Handelswegen führten im 7. Jahrhundert zum langsamen Niedergang.
Das Zentrum verschob sich ins Hochland, und aus dem Erbe Aksums ging später das mittelalterliche Kaiserreich Abessinien hervor.
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